Arabienkreuzfahrt

„Eher Übermorgenland als 1001 Nacht“

Ende November 2014 sind wir nach Dubai geflogen, um nach einigen Tagen "auf eigene Faust" in dieser supermodernen, rasant wachsenden Stadt für eine Woche die Nordostecke der Arabischen Halbinsel von unserem Lieblings-Kreuzfahrtschiff — der "Mein Schiff 2" — aus zu erkunden. Das Wetter war um diese Jahreszeit perfekt, wir haben nur einmal unter Hitze gelitten (als wir meinten, um die Mittagszeit mehrere Kilometer über eine schattenlose Uferpromenade spazieren zu wollen) und haben außer am letzten Tag, als ein starker, kalter Wind übers Meer wehte, fast alle Zeit an Bord im Freien verbracht, die Kabine eigentlich nur zum Schlafen genutzt.

Die Verlängerungstage in Dubai (in einem direkt am Creek, dem ins Stadtzentrum reichenden Meeresarm, gelegenen Hotel) waren sehr lohnend, so hatten wir genug Zeit, die in jeder Dimension riesige Millionenstadt zu erkunden, die innerhalb eines halben Jahrhunderts aus einem Dorf mit Hütten von Fischern und Perlentauchern entstanden ist. Wir waren mit der führerlosen S-Bahn zwischen Wolkenkratzern oder mit altertümlichen Holzfähren auf dem Creek unterwegs, haben dem mühsamen Beladen von hölzernen Frachtschiffen zugesehen, die bis nach Somalia, Pakistan und Persien fahren, und die Technik und Organisation bei der Besichtigung des höchsten Gebäudes der Welt, des Burj Khalifa, bewundert. Wir haben uns problemlos alleine in der Stadt bewegt, ohne uns jemals unsicher zu fühlen. Als bedrückend empfanden wir aber die Diskrepanz zwischen dem luxuriösen Überfluss der riesigen, klimatisierten Shopping-Malls und stimmungsvollen Strand-Restaurants für Touristen und Emirater (diese machen nur etwa 15% der Bevölkerung aus) und den erbärmlichen Lebens-und Arbeitsbedingungen der zahllosen Gastarbeiter, die diese boomende Stadt in Rekordgeschwindigkeit erbauen und am Funktionieren halten. Auf einer Dinner-Fahrt über den nächtlichen Creek durch die beleuchtete Stadt haben wir dann voll Freude "unser" Schiff im Hafen liegen sehen.

Die erste Station der Kreuzfahrt war Khor Fakkan, von wo aus wir eine Rundfahrt durch zwei der kleineren Arabischen Emirate unternommen haben. Dabei haben wir ein riesiges Tank-Lager gesehen, von dem aus das Öl in alle Welt verschifft wird (der Hafen liegt am Indischen Ozean, damit die Tanker nicht durch die politisch unsichere Straße von Hormus fahren müssen). Danach haben wir eine schöne, schlichte, aus Lehm gebauten Moschee aus dem 15. Jahrhundert und vor allem die karge Landschaft der Fels-Wüste bewundert.

In Maskat, der Hauptstadt des Oman, haben uns neben den prächtigen Palastanlagen vor allem die Märkte gefallen, der Fischmarkt und der Souk von Mutrah, der einen viel "authentischeren" Eindruck machte als die Märkte in Dubai. In Randbereichen des Marktes gab es hier z. B. auch Läden für Abayas, die filigran geschmückten schwarzen Gewänder der Frauen (dass sich unter diesen Gewändern westliche Designerkleidung befindet, hatte der weibliche Teil von uns schon bei einer Modenschau in Dubai gesehen). Vielleicht waren auch besonders viele Einheimische auf dem Markt, weil gerade die mehrtägigen Feierlichkeiten zum Geburtstag des hoch verehrten Sultans stattfanden.

Nach einem Seetag, an dem wir im Indischen Ozean und durch die Straße von Hormus fuhren, faul an Deck lagen, Delfine beobachteten und in der Ferne die Berge des Iran erahnen konnten, haben wir in Abu Dhabi angelegt, dem größten und reichsten der Vereinigten Arabischen Emirate. Dort haben wir die Scheich-Zayid-Moschee besichtigt, ein modernes Gotteshaus aus weißem Marmor und viel Blattgold, das nicht nur durch seine schiere Größe imponiert (es bietet 40 000 Menschen Platz und ist mit einem über 5 000 Quadratmeter großen handgeknüpften Teppich ausgelegt), sondern auch mit dem filigranen, farbigen Intarsien-Schmuck aus Ornamenten und Blumen-Darstellungen sehr freundlich und ruhig wirkt. Unser eindrucksvollster Landausflug war aber die Fahrt in die Sand-Wüste mit geländegängigen Fahrzeugen, teilweise bewusst abenteuerlich über die Sanddünen schlitternd, dann aber auch mit Zeit und Ruhe, um diese faszinierende Landschaft im Licht der untergehenden Sonne bewundern zu können. 

Die Städte Dubai und Abu Dhabi dominieren die vordergründige Erinnerung, aber am eindrücklichsten haben sich das für uns völlig neue öffentliche Leben und die wunderschönen bizarren Wüsten-Landschaften eingeprägt. 

 

V. + I. R.